Als Joan klein war, sprach sie mit ihren Freunden auf der Straße Schottisch, zuhause jedoch Englisch, wie es sich für eine Tochter aus gebildeter Familie gehörte. Schon da zeigte sich ihr Talent, durch sprachliche Anpassung chamäleongleich die Grenzen zwischen sozialen Sphären, Regionen und Ländern zu überwinden.
Aus Schottland zog die Familie nach London und bald darauf, als Joan neun Jahre alt war, nach Italien, in die Nähe von Bergamo, immer den Arbeitsaufträgen ihres Vaters, eines Ingenieurs, folgend. Sie verstand kein Wort Italienisch, aber sie lernte es bald von den Dorfkindern, und als sie Jahrzehnte später als Erwachsene eine Straßenbahn in Rom bestieg, hätte sie sich immer noch mit der Kinderschar unterhalten können, die um sie herum wimmelte. Von Italien ging es nach Paris, als sie elf war. Sie musste ihre Katze zurücklassen und das italienische Dorf gegen die französische Metropole eintauschen. Unterrichtet wurde sie zuhause, und doch fand sie neue Freundinnen. Außerdem entdeckte sie ihre Liebe zum Lesen und ihre Neugier auf Lebensgeschichten anderer Menschen. Dieser Forschergeist half ihr bei den nächsten Lebensstationen: Schule und Hochschulreife in Großbritannien, Studium von modernen Fremdsprachen und Philosophie mit Aufenthalten in Tübingen und Brest. In Brest lernte sie ihren Mann, einen Kieler, kennen. Und so kam es, dass sie heute den Nord-Ostsee-Kanal sieht, sobald sie aus der Haustür tritt. Ihre Kinder sind in Deutschland geboren. Ihre Katzen lobt sie auf Englisch und ermahnt sie auf Deutsch. Ihr zweiter Mann, ein ehemaliger Studienkollege, war Engländer und zog ihretwegen nach Norddeutschland, das ihr anfangs so seltsam flach und extrem windig vorgekommen war.
Noch heute unterrichtet Joan Englisch, es macht ihr Spaß, die englische Literatur und den way of life zu vermitteln. Über die Geschichten der Menschen, die ihr hier begegneten, und über eigene Erlebnisse in verschiedenen Ländern hat sie Bücher geschrieben, zum Beispiel „Dreiecksplatz“ über die Leute, denen sie am Kieler Dreicksplatz in ihren Mittagspausen als Dozentin begegnete. Sie kann gut zuhören. Die Menschen breiten ihre Erfahrungen vor ihr aus.
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