Madjid – aus dem Iran nach Felde

In Madjids endloser WhatsApp-Kontaktliste sind die persischen und afghanischen Vornamen nummeriert. Sein guter Freund Ferry zum Beispiel heißt Ferry5, um ihn von den anderen Ferrys zu unterscheiden. Madjid ist in den achtziger Jahren zum Ingenieursstudium nach Deutschland gekommen, war Bauunternehmer und zwischendurch auch einmal jahrelang Eisdielenbesitzer. Die Eisdiele führte er gemeinsam mit seiner Frau, um mehr bei ihr und seinen beiden inzwischen erwachsenen Töchtern zu sein.
Sein WhatsApp-Verzeichnis wuchs und wuchs, als 2015 geflüchtete Familien in sein Dorf kamen. Er nutzte sein berufliches und privates Netzwerk, um Hilfe zu organisieren, zuerst Fahrräder und warme Kleidung, später Jobs und Lehrstellen. Den Neuankömmlingen sagte er, dass sie selbst die Initiative ergreifen müssten, um das neue Land kennenzulernen. „Aus allen ist etwas geworden“, stellt er zufrieden fest. Alle, die vor sechs Jahren orientierungslos und erschöpft in Felde ankamen, haben Wohnungen und Arbeitsstellen gefunden. Die WhatsApp-Gruppe ist bis heute ein Forum, in dem sie einander beistehen, Informationen austauschen, zu Geburtstagen gratulieren. Auch ein paar deutsche Unterstützerinnen und Unterstützer sind bis heute Mitglied und helfen gelegentlich auf stille Weise. Madjids WhatsApp-Gruppe ist ja keine Organisation, sie hat keinen Namen und zieht selten Aufmerksamkeit auf sich.
Sein Rezept für Glück? Er kratzt sich am Kopf, draußen wartet der Nachbar, mit dem er eine Garage baut, eine schnelle Antwort muss her: „Etwas tun. Etwas geben.“
Ein Interview mit Madjid gibt es auf: www.kunstschlepper.de

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